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Nutzhanf-Liberalisierung in Deutschland: Große Pläne, langsame Umsetzung
Im September 2024 beschloss die Bundesregierung unter Federführung von Landwirtschaftsminister Cem Özdemir einen Gesetzentwurf zur Nutzhanf-Liberalisierung. Der Entwurf sah vor, die sogenannte Missbrauchsklausel zu streichen und den Indoor-Anbau von Nutzhanf zu erlauben – Maßnahmen, die bürokratische Hürden abbauen und wirtschaftliche Chancen eröffnen sollten.

Was ist Nutzhanf?
Nutzhanf ist eine Hanfpflanze mit sehr niedrigem THC-Gehalt (max. 0,3% in der EU), die vielseitig in der Lebensmittelproduktion, Textilindustrie, im Bauwesen und der Kosmetik eingesetzt werden kann. Die Pflanze benötigt wenig Wasser, verbessert die Bodenqualität und bietet Lebensraum für Insekten.
Aktueller Stand:
Obwohl das Gesetz am 6. Dezember 2024 in den Bundestag eingebracht wurde, bleibt unklar, wie weit der Prozess tatsächlich fortgeschritten ist. Fakt ist: Das Gesetz wurde noch nicht verabschiedet. Während die Cannabis-Legalisierung medial große Aufmerksamkeit erhielt, scheint die Nutzhanf-Liberalisierung fast in Vergessenheit geraten zu sein.
Mögliche Gründe für die Verzögerung:
- Andere politische Themen wie Wirtschaftslage, Haushaltskrise und internationale Konflikte dominieren die Agenda.
- Bürokratische und politische Hindernisse verlangsamen den Prozess.
- Fehlendes öffentliches Interesse im Vergleich zur Cannabis-Legalisierung.
Die Missbrauchsklausel, die besagt, dass ein Anbau nur erlaubt ist, wenn eine missbräuchliche Nutzung zu Rauschzwecken ausgeschlossen werden konnte, sollte abgeschafft werden. Welcher Rauschzweck jedoch mit Nutzhanf überhaupt erreicht werden kann, ist selbst seitens unserer Justiz, schon mehrmals per Gerichtsurteil in Frage gestellt worden.
Mit dem bereits verabschiedeten Konsumcannabisgesetz, das legale Bezugsquellen für berauschendes Cannabis schafft, verliert das Missbrauchsargument an Relevanz – trotzdem wurde die Gesetzesänderung bisher nicht umgesetzt.
Vorschläge zur Verbesserung der Gesetzeslage:
Um die Nutzhanf-Branche in Deutschland zu stärken und Landwirten mehr Möglichkeiten für die wertvolle Weiterverarbeitung unserer Nutzpflanze Nr1 zu geben, wären folgende Maßnahmen sinnvoll:
- Vollständige Streichung der Missbrauchsklausel
- Die rechtliche Grauzone sollte endgültig beseitigt werden, um Landwirten Rechtssicherheit zu bieten.
- Vereinfachtes Genehmigungsverfahren: Anstelle komplizierter Antragsverfahren könnte eine einfache Anmeldung für den Nutzhanfanbau ausreichen.
- Anhebung des erlaubten THC-Gehalts: Eine moderate Erhöhung des THC-Grenzwerts auf 0,5% würde den Anbau erleichtern und die Sortenauswahl verbessern.
- Förderprogramme für Nutzhanf-Landwirte: Gezielte finanzielle Unterstützung für Umstellung und Ausrüstung könnte den Einstieg erleichtern.
- Investitionen in Forschung und Entwicklung: Öffentliche Förderung von Innovationen bei der Verarbeitung und Nutzung von Hanfprodukten.
- Regionale Verarbeitungszentren: Aufbau von dezentralen Verarbeitungsstrukturen, um Transportwege zu minimieren und regionale Wertschöpfungsketten zu stärken.
Ausblick
Das Vorhaben zur Nutzhanf-Liberalisierung hat großes Potenzial für Landwirtschaft, Umweltschutz und Wirtschaft. Seit Dezember 2024 fehlen jedoch sichtbare Fortschritte. Die vorgeschlagenen Maßnahmen könnten dazu beitragen, das volle Potenzial von Nutzhanf als nachhaltige Kulturpflanze auszuschöpfen und der deutschen Landwirtschaft neue Perspektiven zu eröffnen.
Nachhaltiges Wirtschaften mit einem Wissensvorsprung in einem Zukunftsmarkt, anstelle von Rüstungsindustrie, wie klingt das? Bleibt abzuwarten, ob in den kommenden Monaten eine Entscheidung fällt oder ob die Reform an bürokratischen Hürden scheitert.